Störungen des Sozialverhaltens F91
Zitiervorschlag: Urtimur, V. (2020). Störungen des Sozialverhaltens. Abgerufen von Url https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:werkzeug:verhalten:themen:themenfeld5:d07, CC BY-SA 4.0
ICD 10 bzw. 11 |
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Statistik |
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Ursachen und Risikofaktoren |
Die Auftretenswahrscheinlichkeit wächst mit der Anzahl der verschieden Risikofaktoren.
Umweltbezogene Risikofaktoren:
Biologische Risikofaktoren:
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Komorbidität je nach Quelle |
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Symptome |
Charakteristische Symptome:
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Prognose |
Beginn vor dem zehnten Lebensjahr:
→ Höhere Wahrscheinlichkeit einer dissozialen Persönlichkeits-störung im Erwachsenenalter und damit eine ungünstigere Prognose
→ Geringere Wahrscheinlichkeit einer dissozialen Persönlichkeits-störung im Erwachsenenalter und damit eine günstigere Prognose |
Intervention allgemein |
Abhängigkeit von sozialen Normen: Die Grenzen zwischen leichten und schweren Formen sind schwer zu unterscheiden, weil sie u.a. von den Normen und Regeln des jeweiligen Umfeldes abhängig sind. Verschiedene Ausgangsfaktoren können unterschiedliche Bewertungen z.B. zwischen Stadt- und Landbewohner, verschiedenen Familien und Kulturen zur Folge haben. Transparenz anstreben: Entscheidungen, welche die Selbstständigkeit im wachsenden Alter unterstützen stellen einen Entwicklungsprozess zur Selbstbestimmung dar. Um Kinder und Jugendliche in ihren individuellen Entwicklungen zu unterstützen, bedarf es, besonders auch bei herausfordernden Verhaltensweisen, sein eigenes pädagogisches Handeln zu reflektieren und in entwicklungsadäquater Weise dem Kind offen darzulegen und zu begründen. Fühlen sich die Kinder dabei ernst genommen und nicht willkürlichen Konsequenzen ausgesetzt zeigen sie generell ein höheres Maß an Einsicht und verhalten sich kooperativer. Falls sich das Kind dabei ungerecht behandelt fühlt, ist es wesentlich in den Dialog mit ihm zu treten, um dasselbe Ziel auf einem anderen Weg zu erreichen, indem gemeinsame konstruktive Alternativen erörtert werden. Reversibilität anstreben: Zwischen Erwachsenen und Kindern sowie Jugendlichen geht es um die prinzipielle Gleichheit in der Einhaltung von ver-einbarten Regeln und getroffen Absprachen, dies beinhaltet aber auch Regeln, die auf Grund des Alters des Aufwachsenden anders lauten können als für die Erwachsenen. Die Reversibilität des Verhaltens von Eltern und Erziehern schließt die gleichrangige Wertschätzung der Aktivitäten von Erwachsenen und Kindern sowie Jugendlichen mit ein. Eigene Forderungen hinterfragen: Das Reflektieren des erstellten Regelwerks einer Institution oder eines Elternhauses kann hinsichtlich verschiedenster Frage-stellungen sinnvoll sein. Gibt es z.B. zu harte, zu ungenaue, zu widersprüchliche Regeln? Wichtig ist in diesem Zusammen-hang, dass der individuelle Entwicklungsstand, Verhaltens-besonderheiten und -auffälligkeiten berücksichtigt werden. Sind die Regeln klar und eindeutig formuliert? Wurden diese prägnant und eindeutig kommuniziert? Haben die Kinder und Jugendlichen den Sinn und Zweck des Regelwerkes verstanden? Werden diese von allen Beteiligten gleichermaßen bejaht, vertreten und durchgesetzt? Frühzeitiges Handeln: Eine überdauernde und früh einsetzende Störung des Sozial-verhaltens ist als ein schwerwiegendes Problem zu verstehen, das eine relativ ungünstige Prognose aufweist bzw. in ihrem Verlauf chronisch werden kann. Antisoziales Verhalten hat einen verstärkenden Effekt auf die Bezugspersonen, aber auch auf Personen, die nicht zum unmittelbaren Nahbereich zuzuordnen sind. Dies hat zur Folge, dass dieses Störungsbild schleichend beginnt und sich frühzeitig in der Entwicklung des Kindes durch unterschiedliche Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Ein frühzeitiges Reagieren auf dieses Verhalten ist zentral, auch wenn es nicht zwangsläufig auf eine dissoziale Entwicklung verweisen sollte. Akzeptanz/Verstehen der individuellen Schwierigkeiten:
Das Verstehen an sich erklärt also nicht das Verhalten auf der Suche nach irgendwelchen Gründen, sondern sucht die Sinnzusammenhänge und klärt die entscheidenden Fragen, wie, wo und warum ein störendes Verhalten einen lebenswichtigen Sinn für genau dieses Individuum darstellt. Verstehen meint hier also, dass Hypothesen im Kontext der individuellen Sinnzusammenhänge zu denken sind.
Therapeutische Hilfemaßnahmen: Kindebene:
Elternebene (Familientherapie):
Lehrer:innenebene:
Sonstige begleitende Maßnahmen:
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Literatur
Arolt, Reimer, Dilling (2011). Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Berlin, Heidelberg: Springer.
Baumann, M. (2009). Verstehende Subjektlogische Diagnostik bei Verhaltensstörungen. Hamburg: tredition GmbH.
Trapmann, H.; Rotthaus, W. (2018). Auffälliges Verhalten im Kindesalter, Handbuch für Eltern und Erzieher Band 1. verlag modernes lernen.
Trapmann, H.; Rotthaus, W. (2013). Auffälliges Verhalten im Jugendalter, Handbuch für Eltern und Erzieher Band 2. verlag modernes lernen.
Höwler, E. (2016). Kinder- und Jugendpsychiatrie für Gesundheitsberufe, Erzieher und Pädagogen. Berlin, Heidelberg: Springer.
Lempp, T. (2014). Kinder- und Jugendpsychiatrie. BASICS. München: Urban und Fischer.
Seidel, J. (2015). Störungen des Sozialverhaltens im Kindes- und Jugendalter. Die Multisystemische Therapie. Masterarbeit.
Internetquellen:
https://www.dimdi.de/static/de/klassifikationen/icd/icd-10-gm/kode-suche/htmlgm2016/block-f90-f98.htm#F91 [22.02.2020]
Wachs, S. Störung des Sozialverhaltens ICD-10 (F 91), unter https://www.uniklinikum-saarland.de/fileadmin/UKS/Einrichtungen/Kliniken_und_Institute/Neurologie_und_Psychiatrie/Kinder_und_Jugendpsychiatrie/Folien_Vorlesung/Folien_2015_neu_01/SSV_Wachs_ppt_neu.pdf [12.03.2020]
Entwicklung von Risikokindern im Schulalter: Die langfristigen Folgen frühkindlicher Belastungen (Laucht, Esser, Schmidt 2000), in Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie (2000), 32, pp. 59-69.), unter https://econtent.hogrefe.com/doi/10.1026//0049-8637.32.2.59 [14.03.2020]
Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin der Medizinischen Fakultät der UNIVERSITÄT DES SAARLANDES 2011 vorgelegt von: Christina Brigitte Sheikhian geb. Meyer, unter https://d-nb.info/105233914X/34 [18.03.2020]