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Arbeitshilfen Lesen und Schreiben

Zitiervorschlag: Stecher, M., Rauner, R. Waidmann, A., Wahl, B., Lang, M. (2021): „Arbeitshilfen Lesen und Schreiben.“ Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:arbeitshilfen:lesen_schreiben, CC BY-SA 4.0

Die im Folgenden aufgeführten Arbeitshilfen zu Lesen und Schreiben setzen sich theoriegeleitet aus verschiedenen, für die Beantwortung einer diagnostischen Fragestellung relevanten Aspekten und Fragen zusammen. Die Arbeitshilfen sind strukturiert nach dem bio-psycho-sozialen Modell der ICF-CY und bilden gewissermaßen eine Art Folie, vor deren Hintergrund die Kompetenzentwicklung eines Kindes bzw. eines Jugendlichen im Bereich Lesen und Schreiben analysiert werden kann.

Die Arbeitshilfen zu Lesen und Schreiben untergliedern sich folgendermaßen:

  • Arbeitshilfe Erweitertes Lesen und Schreiben
  • Arbeitshilfen Schwarzschrift
  • Arbeitshilfen Brailleschrift

Die Auswahl der passenden Arbeitshilfe erfolgt auf Grundlage der diagnostischen Fragestellung und des Kompetenzstandes eines Kindes bzw. Jugendlichen.

Deckblatt zu den Arbeitshilfen

BezeichnungBeschreibung
Deckblatt für alle Arbeitshilfen Allgemeine Daten, Diagnostische Fragestellung, Informationsquellen

Arbeitshilfe Erweitertes Lesen und Schreiben

Die Arbeitshilfe zum erweiterten Lesen und Schreiben basiert im Bereich des erweiterten Lesens auf dem Modell der Lesearten nach Dönges, wobei auf die Leseart des Situationslesens auf Grund der oben dargelegten Kritik an diesem Begriff verzichtet wird. Die Entscheidung für das Modell der Lesearten nach Dönges als Theorieleitung ist deshalb erfolgt, weil in diesem Modell die individuellen Lesewelten von Kindern und Jugendlichen berücksichtigt werden und damit die Lesarten, die für sie in der spezifischen Situation besonders relevant sind. Im Bereich des erweiterten Schreibens basiert die Arbeitshilfe auf dem Modell des Erweiterten Schreibens nach Günthner.

BezeichnungBeschreibung
Arbeitshilfe Erweitertes Lesen und Schreiben Lesen und Schreiben gelingt im Sinne des Erweiterten Lesens bzw. des Erweiterten Schreibens.

Arbeitshilfen Schwarzschrift

Die Arbeitshilfen im Bereich Schwarzschrift orientieren sich an dem Stufenmodell der Entwicklung kindlicher Lese- und Schreibstrategien nach Günther. Bei der Auswahl der passenden Arbeitshilfe ist im Bereich Schwarzschrift Folgendes zu berücksichtigen:

  • Die Übergänge zwischen den einzelnen Stufen sind fließend und Strategien, die in vorherigen Stufen im Zentrum der Entwicklung standen, können durchaus auch in darauffolgenden Stufen noch gelegentlich gezeigt werden. Genauso kann ein Kind bzw. Jugendlicher ab und zu bereits eine Strategie aus einer späteren Stufe anwenden, ohne dass dies zwangsläufig heißt, dass das Kind diese Stufe bereits erreicht hat.
  • Das Lesen und Schreiben auf Satz- und Textebene setzt keinesfalls erst auf der integrativ-automatisierten Stufe ein. Erste Sätze und Texte können von Kindern bereits auf der alphabetischen oder orthographischen Stufe erlesen oder verfasst werden.
  • Die Entwicklungsstufen gelten gleichermaßen für Kinder und Jugendliche, die in Deutscher Gebärdensprache (DGS) kommunizieren. Konkretisierungen wurden in den entsprechenden Arbeitshilfen ergänzt und farblich markiert.
BezeichnungBeschreibung
Arbeitshilfe präliteral-symbolische Stufe Bilderlesen, Lesen und Schreiben von ikonischen Zeichen sowie Lesen von Symbolen gelingt
Arbeitshilfe logographemische Stufe Wörter werden mit Hilfe einzelner Merkmale erkannt, einzelne Grapheme können erkannt werden, der eigene Name und andere wichtige Wörter werden „gemalt“
Arbeitshilfe alphabetische Stufe Schrittweise Erarbeitung der Graphem-Phonem-Korrespondenzen, Beginn des synthetisierenden Lesens, beim Schreiben überwiegt die Schreibweise nach der Strategie: „Schreib, wie du sprichst“
Arbeitshilfe orthographische Stufe Bekannte Wörter werden direkt erkannt, Lesegeschwindigkeit nimmt zu, nicht-lautgetreue Wörter können gelesen und geschrieben werden
Arbeitshilfe integrativ-automatisierte Stufe Automatisierung und Verfeinerung der erworbenen Lese- und Schreibstrategien, beim Schreiben gewinnt der kommunikative Aspelkt die tragende Bedeutung, zunehmenden Beachtung der Satz- und Textebene

Arbeitshilfen Brailleschrift

Die Arbeitshilfen im Bereich Brailleschrift orientieren sich am Stufenmodell der Entwicklung kindlicher Lese- und Schreibstrategien nach Günther, adaptiert an die Brailleschrift. Dieses Modell kann grundsätzlich auch beim Braille-Schriftspracherwerb zugrunde gelegt werden, da die Punktschrift weitgehend über dieselben Regeln wie die Schwarzschrift verfügt (zur Übertragung des Günther-Modells auf den Schriftspracherwerb blinder Kinder siehe Lang 2011). Diese Stufen sind beim Braille-Schriftspracherwerb nicht als starre, strikt aufeinanderfolgende Entwicklungsschritte zu verstehen, sondern als Orientierungsrahmen, der individuelle Ausprägungen zulässt.

Bei der Auswahl der passenden Arbeitshilfe ist im Bereich Brailleschrift Folgendes zu berücksichtigen:

  • Jede Entwicklungsstufe zeichnet sich durch das Anwenden bestimmter Strategien beim Lesen und Schreiben aus. Dabei ist bei allen Phasen der Entwicklung zu beachten, dass die Begegnung mit Punktschrift allen blinden Kindern erschwert ist.
  • Während sehenden Kindern Schrift, Symbole, Bilder… nebenbei „ins Auge fallen“, benötigen blinde Kinder den Hautkontakt um Bilder, Symbole und Schriftzeichen zu entdecken. Dies erfordert eine anregungsreiche Umgebung, in der Brailleschrift zu finden ist und Schriftbegegnung angeregt und begleitet wird.
  • Auch das Erkennen taktiler Bilder, Symbole und Reliefabbildungen stellt eine höhere Anforderung dar und muss pädagogisch begleitet werden.
BezeichnungBeschreibung
Arbeitshilfe präliteral-symbolische Stufe Bedeutung von Zeichen und Schrift als Informationsträger werden erlernt, der Lese- und Schreibprozess wird nachgeahmt
Arbeitshilfe logographemische Stufe Brailleschrift wird von anderen taktilen Texturen unterschieden, Ganzwörter und einzelne Buchstaben werden erkannt, logographemisches Schreiben ist nicht möglich
Arbeitshilfe alphabetische Stufe Schrittweise Erarbeitung der Graphem-Phonem-Korrespondenzen, Beginn des synthetisierenden Lesens, Schreiben von Buchstaben durch den Zugriff auf die im motorischen Gedächtnis gespeicherte Schreibtätigkeit
Arbeitshilfe orthographische Stufe Direkte Erkennung bekannter Wörter, Lesegeschwindigkeit nimmt zu, zusätzliche Braille-spezifische Regeln werden erlernt
Arbeitshilfe integrativ-automatisierte Stufe Automatisierung der Strategien aus der orthographischen Stufe, bei Schreiben gewinnt der kommunikative Aspekt die tragende Bedeutung, zunehmende Beachtung der Satz- und Textebene

Literatur

Dönges, C. & Scholz, M. (2021). Stufenvorstellungen als unzulängliche Basis in der Diagnostik zur erweiterten Lesefähigkeit. Zeitschrift für Heilpädagogik, 1/2021, 15-22.

Euker, N. & Koch, A. (2010). Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht für Schülerinnen und Schüler mit geistiger Behinderung: Bestandsaufnahme und Neuorientierung. Zeitschrift für Heilpädagogik, 7/2010, 261-268.

Günther, K-B. (1986). Ein Stufenmodell der Entwicklung kindlicher Lese- und Schreibstrategien. In: Brügelmann, H. (Hrsg.), ABC und Schriftsprache: Rätsel für Kinder, Lehrer und Forscher (32-54). Konstanz: Faude.

Hoffmann, M. H. G. (2001). Peirces Zeichenbegriff: seine Funktionen, seine phänomenologische Grundlegung und seine Differenzierung https://works.bepress.com/michael_hoffmann/18/ (abgerufen am 17.07.2017)

Lang, M. (2011). Lesen und Schreiben. In M. Lang, U. Hofer & F. Beyer (Hrsg.), Didaktik des Unterrichts mit blinden und hochgradig sehbehinderten Schülerinnen und Schülern. Band 2: Fachdidaktiken. (S. 15-54). Stuttgart: Kohlhammer

Reber, K. (2009). Prävention von Lese- und Rechtschreibstörungen im Unterricht: Systematischer Schriftspracherwerb von Anfang an. München: Reinhardt-Verlag.

Steinbrink, C. & Lachmann, T. (2014). Lese-Rechtschreibstörung. Berlin/Heidelberg: Springer VS.


Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg

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