2-Wege-Modell des Wortlesens in Brailleschrift nach Lang
Zitiervorschlag: Wahl, B., Lang, M. (2021). „2-Wege-Modell des Wortlesens in Brailleschrift“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:lang, CC BY-SA 4.0
Lang orientiert sich am 2-Wege-Modell des Wortlesens nach Coltheart und hat dieses auf das Lesen mit Brailleschrift übertragen.
Auch beim taktilen Lesen kann davon ausgegangen werden, dass sowohl eine phonologische Route, die Aufnahme einzelner Punktschriftzeichen und eine darauffolgende Graphem-Phonem-Zuordnung, als auch eine lexikalische Route für das Lesen von Wörtern Verwendung findet.
Prozesse und Strategien beim taktilen Lesen
Zitiervorschlag: Grafik „Prozesse und Strategien beim taktilen Lesen“ von Lang, M. (2016), vgl. Lang, M. (2003). S. 176, grafische Bearbeitung für die Veröffentlichung in WSD: Albrecht, C. (2022). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:lang#prozesse_und_strategien_beim_taktilen_lesen, CC BY-SA 4.0
Zunächst erfolgt beim Braille-Lesen die taktile Identifikation der einzelnen Schriftzeichen. Da die Brailleschrift im Gegensatz zur Schwarzschrift nur über ein Kriterium der Buchstabenunterscheidung (Vorhandensein bzw. Fehlen taktiler Punkte innerhalb der Braillezelle) verfügt, muss ein Braillebuchstabe vollständig erfasst werden.
Bei der Identifikation einzelner Punktschriftzeichen unterscheiden sich geübte von ungeübten Leser:innen. Leseanfänger:innen identifizieren das Braille-Zeichen über die texturale Information (dh. die Punktdichte der Braillezelle), während geübte Leser:innen den Buchstaben anhand der räumlichen Struktur des Zeichens identifizieren.
Durch die Bewegung der Finger über die Schrift entsteht ein charakteristisches Punkt-Lücke-Muster eines Wortes, so dass darüber auch das Lesen von Sinneinheiten im Verständnis der lexikalischen Route (Zuordnung eines bekannten Wortes zum orthographischen und phonologischem Lexikon) stattfindet.
Voraussetzung für eine erfolgreiche Analyse sowohl der Schubmuster, als auch der Braillezelle ist ein externaler Referenzrahmen in Bezug auf die Raumlage. Hierfür spielt die Sitzposition und die Körperhaltung sowie die horizontale Fingerbewegung eine Rolle.
Literatur:
Lang, M. (2011). Lesen und Schreiben. In M. Lang, U. Hofer & F. Beyer (Hrsg.), Didaktik des Unterrichts mit blinden und hochgradig sehbehinderten Schülerinnen und Schülern. Band 2: Fachdidaktiken. (S. 15-54). Stuttgart: Kohlhammer
Lang, M. (2003). Haptische Wahrnehmungsförderung mit blinden Kindern. Möglichkeiten der Hinführung zur Brailleschrift. Regensburg: S. Roderer Verlag
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg