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wsd:didaktisierung:schreibfluessigkeit

Schreibflüssigkeit fördern

Zitiervorschlag: Mezger, K., Stecher, M., (2024). „Schreibflüssigkeit fördern“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:didaktisierung:schreibfluessigkeit, CC BY-SA 4.0

Was versteht man unter Schreibflüssigkeit?

Die Schreibflüssigkeit lässt sich im Vierfeldermodell des Schriftspracherwerbs nach Reber der Schreibtechnik zuordnen. Sie setzt sich aus folgenden Teilfähigkeiten zusammen (vgl. Starke Basis 2024):

  • Transkriptionsflüssigkeit (Fähigkeit, Buchstaben, Wörter und Sätze leserlich und korrekt aufzuschreiben)
  • Formulierungsflüssigkeit (Fähigkeit, textrelevante Ideen mental in Sprache zu überführen)

Dies macht deutlich, dass Schreibflüssigkeit sowohl automatisierte Prozesse wie auch kontrollierte Prozesse, die Aufmerksamkeit erfordern, einschließt.

Wie mangelnde Leseflüssigkeit die Entwicklung des Textverständnisses hemmt, so hemmen sowohl eine nicht automatisierte Handschrift bzw. Rechtschreibung als auch Probleme beim flüssigen Formulieren eindeutig den Schreibfluss. Gerade bei Schreibanfängerinnen und -anfängern, die diese Fertigkeiten noch nicht ausgebildet haben können, kann man oft beobachten, wie sie Sätze bzw. kurze Texte abbrechen, da die Konzentration z. B. auf die Buchstabenverbindungen oder die Rechtschreibung sie den eigentlichen gedanklichen Inhaltsfaden ihrer Schreibidee verlieren lässt. Ihr Aufmerksamkeitspotenzial ist einfach überfordert, ihre kognitiven Ressourcen aufgebraucht, sodass diese nicht mehr für das eigentliche Schreiben, das Verfassen des Textes zur Verfügung stehen können (LISUM 2020).


Zusammenhang von Schreibflüssigkeit und Schreibkompetenz

Während des Schreibprozesses müssen Schreibende ihre Ideen, also Inhalte, die Teil eines Textes werden sollen, aus ihrem Gedächtnis abrufen und in Sprache umwandeln – sie also formulieren und dann verschriften. Die Formulierungstätigkeit und das Aufschreiben der formulierten Wörter und Sätze können dabei zügig und mühelos oder aber stockend erfolgen. Letzteres ist zum Beispiel der Fall, wenn den Schreibenden Formulierungen nicht schnell genug einfallen, die Handschrift oder die Rechtschreibung nicht automatisiert sind. Das Arbeitsgedächtnis wird dadurch übermäßig belastet und es bleiben zu wenig Ressourcen für die anspruchsvollen Aufgaben im Schreibprozess übrig, wie etwa das Planen des Textes oder die Berücksichtigung der Leserperspektive (Mercator Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache 2019).


Förderung der Schreibflüssigkeit

Um Schreibflüssigkeit zu erlangen, benötigt es regelmäßiges, kontinuierliches Training, das mehrmals wöchentlich für etwa 10 bis 20 Minuten stattfindet. Dabei soll durch vielfaches Wiederholen der einzelnen Übungen das Ziel der Automatisierung erreicht werden. Für die einzelnen Teilfertigkeiten bieten sich die im folgenden beschriebenen Übungen an (vgl. LISUM 2020):

Handschrift und Rechtschreibung

Das Training umfasst pro Woche (fünf) Wochenwörter, aufgeteilt in Häufigkeitswörter und Wörter aus dem Grundwortschatz, wobei anfangs nur Wörter mit lautgetreuer Schreibung ausgewählt werden sollten.

Methodische Umsetzung eines täglichen Trainingsplans

  • Wochenwörter nachspuren
  • Wochenwörter zügig aufschreiben
  • Schüler:innen markieren jeweils „schönste Wörter“ nach abgesprochenen Kriterien
  • Partner:innenrückmeldung und Vorlesen mit Partner:innen

Methodische Ideen zur Festigung

  • Wörterwand
  • Wörterring

Methodische Ideen zur Verbindung zwischen Lesen und Schreiben:

  • Wortkarten im Klassenzimmer zum Lesen präsentieren (Wörter-Check zum Abklatschen)
  • Wörter mit Kreide auf den Schulhof schreiben (Lesespaziergang)

Einfache Satzbildung auf Grundlage geübter Wörter

  • Schüler:innen formulieren aus den Wörtern einen Satz (evt. vorgegeben) und schreiben diesen auf

Methodische Ideen für ergänzende Abschreibübungen

  • Würfelspiele, Scheibsel, Schreiben am Tablet oder Computer

Methodische Ideen für flüssiges Formulieren

  • Zügig Wörter zu einem Wimmelbild abschreiben, Phrasen ergänzen, Wörterketten erstellen, Nomen mit passenden Verben ergänzen, kurze Sätze ergänzen, Schüler:innen diktieren einer schreibenden Person flüssig Sätze

Produktive Schreibaufgaben um Textkompetenz zu erwerben

Außerdem sollte an das Handschrift- und Rechtschreib-Training mindestens einmal pro Woche eine produktive Aufgabe anschließen, um den Erwerb von Textkompetenz zu fördern. Dabei bieten sich im ersten Schritt überschaubare produktive Schreibaufgaben an.

Methodische Ideen für erste produktive Schreibaufgaben

  • Schreiben von Listen
  • Beantworten einfacher Fragen aus der Lebenswelt der Schüler:innen

Literatur

Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) (2020). Schreibflüssigkeit trainieren Link: https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/schule/grundschulportal/publikationen_grundschule/Startpaket_Schreibfluessigkeit.pdf

Mercator Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache (2019). Basiswissen Schreibflüssigkeit. Link: https://mercator-institut.uni-koeln.de/sites/mercator/user_upload/PDF/05_Publikationen_und_Material/201124_Basiswissen_Schreibfluessigkeit.pdf

Reber, K. (2017). Prävention von Lese- und Rechtschreibstörungen im Unterricht. Systematischer Schriftspracherwerb von Anfang an. München Basel: Ernst Reinhardt Verlag


Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg

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