Fehleranalyse
Zitiervorschlag: Rauner, R. (2021). „Fehleranalyse“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:diagn_methoden_aktivitaeten:fehleranalyse, CC BY-SA 4.0
Prediger und Wittmann beschreiben Fehler als Äußerungen, Sachverhalte oder Prozesse, wenn sie von einer im Unterricht bereits etablierten Norm abweichen. Unmittelbar zugänglich sind die Fehlerphänomene als sichtbare Produkte eines Wahrnehmungs- und Denkprozesses. Im alltäglichen Unterricht fallen sie sowohl in der mündlichen Kommunikation als auch in schriftlichen Bearbeitungen auf. Fehlermuster lassen sich identifizieren, wenn bestimmte Fehlerphänomene über unterschiedliche Schüler:innen hinweg gehäuft auftreten oder wenn hinter den Fehlerphänomenen eine gewisse innere Logik zu erkennen ist. Hinter Fehlerphänomenen können verschiedene tiefer liegende Fehlerursachen stehen, die sich auf den eigentlichen Fehlerprozess beziehen.
Die Fehlerursachen erschließen sich häufig erst im Gespräch mit Schüler:innen (und auch dann nicht immer). Während Fehlermuster angeben, wie Schüler:innen häufig falsch vorgehen, erklären Fehlerursachen, warum sie dies tun. In Bezug auf die Fehlerursachen lassen sich zwei Kategorien von Fehlern unterscheiden (vgl. Radatz 1980):
- Flüchtigkeitsfehler, umgangssprachlich auch als „Leichtsinnsfehler“ bezeichnet, lassen sich dadurch charakterisieren, dass die betreffende Person einen solchen Fehler, wenn sie darauf aufmerksam (gemacht) wird, sofort korrigieren kann.
- Systematische Fehler liegen insbesondere dann vor, wenn dasselbe Fehlermuster bei Aufgaben eines bestimmten Typs immer wieder auftritt (was auch obige Bezeichnung als Fehlerstrategie rechtfertigt). Diese Fehler sind Indikatoren für ein tiefer liegendes falsches Verständnis mathematischer Begriffe und Verfahren.
In der folgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über systematische Fehler und deren mögliche Ursachen:
Literatur
Grevsmühl U (1995). Mathematik für Grundschullehrer. Ein Fernstudienlehrgang. Deutsches Institut für Fernstudienforschung an der Universität Tübingen
Kaufmann S, Wessolowski S (2011). Rechenstörungen. Diagnose und Förderbausteine. Seelze-Velber: Klett Kallmeyer
Prediger S, Wittmann G (2009). Aus Fehlern lernen – (wie) ist das möglich? In: Praxis der Mathematik in der Schule. Heft 27,2009
Prediger, S (2008). „… nee, so darf man das Gleich doch nicht denken!“ Lehramtsstudierende auf dem Weg zur fachdidaktisch fundierten diagnostischen Kompetenz. In: B. Barzel, T. Berlin, D. Bertalan, A. Fischer (Hrsg.): Algebraisches Denken. Festschrift für Lisa Hefendehl-Hebeker, Franzbecker, Hildesheim, S. 89 - 99.
Radatz H (1980). Fehleranalysen im Mathematikunterricht. Vieweg: Braunschweig, Wiesbaden
Schulz A, Leuders T (2018). Learning trajectories towards strategy proficiency in multi-digit division – A latent transition analysis of strategy and error profiles. In: Learning and Individual Differences 66. p. 54-69
Selter C, Zannetin E (2018). Mathematik unterrichten in der Grundschule. Inhalte – Leitideen – Beispiele. Seelze-Velber: Klett Kallmeyer
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