Bewegungsbildung
Zitiervorschlag: Gromer, B. (2025). „Bewegungsbildung.“ Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:selbststaendiges_leben:themenfeld:bildungsangebote_bewegung:bewegungsbildung, CC BY-SA 4.0
„Bewegungsbildung“ wird als zentrale schulische Aufgabe im Bildungsplan 2015 für das Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung (SBBZ KMENT) Baden-Württemberg beschrieben. Die Bildungs- und Erziehungsbedürfnisse der Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Förderschwerpunkt KMENT erfordern eine Ausgestaltung der Bildungsangebote und Erziehungsaspekte unter dem Blickwinkel veränderter Körperlichkeit und Bewegung. Einschränkungen in den Bewegungsmöglichkeiten (durch Funktionseinschränkungen und/oder Barrieren in den Kontexten) dürfen nicht zu Einschränkungen der Bildungsmöglichkeiten führen (vgl. MKJS, 2015).
Im Begriff der Bewegungsbildung verbinden sich zwei zentrale Begriffe, an denen sich die schulische Arbeit im Förderschwerpunkt KMENT auszurichten hat. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene benötigten einen vorbereiteten, individuell passgenauen Bildungsrahmen, um sich selbst darin und daran bilden zu können. Bildung wird dadurch zu einem wechselseitigen Prozess der Veränderung zwischen Mensch und Umgebung (vgl. SAF Freiburg, o.A.). Über Bewegung verschafft sich ein Mensch Zugang zur eigenen Körperlichkeit, dem Sich-Erleben, dem eigenen Selbstbild, der eigenen Selbstwirksamkeit, und damit zu sich selbst, ebenso aber auch Zugang zu Welt. Bewegung geht in diesem Verständnis über das rein Funktionale hinaus und beschreibt auch einen Sinn- und Bedeutungszusammenhang.
Bewegungsunterstützungen (auch therapeutisch orientierte) müssen sich an den Bildungsbedürfnissen der:des Einzelnen orientieren. Therapeutisch orientierte Maßnahmen müssen in den „Gesamtbildungszusammenhang“ eingeordnet sein. Sie bilden den Rahmen einer Integrierten Bewegungsbildung. Es geht also nicht um eine reine Förderung der Bewegung, sondern um eine Unterstützung der Bewegungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Erschließung von Bildungsmöglichkeiten bzw. -prozessen, und damit um die Überwindung von Bewegungsbarrieren zur Ermöglichung von Aktivität und Teilhabe (vgl. SAF Freiburg, o.A.).
Bewegungsbildung thematisiert auch die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und seinen Bewegungsmöglichkeiten als Bildungsgegenstand. Der Begriff „Bewegungsbildung“ umfasst somit auch die Bildungsprozesse, bei denen die Schüler:innen körper- und bewegungsbezogene Kompetenzen erwerben (vgl. MKJS, 2015).
Die Bildungsangebote unterstützen in besonderem Maße die Ausbildung von körper- und bewegungsbezogenen Kompetenzen, die Entwicklung der Wahrnehmungs- und Erlebnisfähigkeit, die Erweiterung von Handlungskompetenz, den Aufbau von Ausdrucks- und Kommunikationsfähigkeit, die Entfaltung eines stabilen Selbstwertgefühls, die Autonomieentwicklung und die Erfahrung von Selbstständigkeit und Selbstwirksamkeit sowie die Möglichkeit, eigene Rechte und Pflichten wahrnehmen zu können. Hierzu gehört auch die Kompetenz, selbstbewusst mit bestehender Abhängigkeit von Unterstützung umzugehen und über notwendige Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen selbst bestimmen zu können (vgl. SAF Freiburg, o.A.).
Literatur
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.) (2015). Bildungsplan für das SBBZ mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung sowie Grundlage für die Erziehung und Bildung von Schülerinnen und Schülern mit entsprechendem Bildungsanspruch an allgemeinen Schulen. Stuttgart.
Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte (Gymnasium und Sonderpädagogik) – Abteilung Sonderpädagogik (Hrsg.) (2024). Handreichung Förderschwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung. Abrufbar unter: https://sopaedseminar-fr.de/verwaltung/lib/exe/fetch.php?media=wiki:ausbildung:fachrichtung:kment:handreichung_kment_2024.pdf (27.05.2025)
Seminar für Ausbildung und Fortbildung der Lehrkräfte (Gymnasium und Sonderpädagogik) – Abteilung Sonderpädagogik (Hrsg.) (o.A.). Aspekte von Bewegung. Unveröffentl. Seminarunterlagen.
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg