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wsd:lesen_schreiben:erweitertes_lesen_komet

KOMET-Modell zum erweiterten Lesen und Schreiben

Zitiervorschlag: Baumann, M. & Kopp, S. (2024). „KOMET-Modell zum erweiterten Lesen und Schreiben“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:erweitertes_lesen_komet, CC BY-SA 4.0

Für mehr als ein Drittel aller Schüler:innen im Bildungsgang Geistige Entwicklung ist es relevant, sich mit dem erweiterten Lesen auseinanderzusetzen, um Teilhabe an der zeichenhaft verfassten Alltagswirklichkeit zu erfahren (vgl. Ratz 2013 & Dönges 2007).

Unter dem erweiterten Lesebegriff fasst man das Wahrnehmen, Deuten und Verstehen von bildhaften und symbolhaften oder abstrakten Zeichen und Signalen, die sprachfrei oder sprachgebunden sein können. Das KOMET-Modell (Sauerborn & Köb 2024) umschreibt die verschiedenen Aspekte zum Erwerb schriftsprachlicher Kompetenzen. In diesem Modell, welches ein didaktisches Modell darstellt, sind auch Implikationen zum erweiterten Lesebegriff integriert. Ebenso sind hier Hinweise zu verschiedene Entwicklungsmodelle wie zum Beispiel das Modell der Entwicklung kindlicher Lese- und Schreibstrategien (Günther 1986) oder das Modell der Lesearten (Dönges 2021) zu finden.


Zitiervorschlag: Grafik „KOMET-Modell des erweiterten Lesens und Schreibens“ nach Sauerborn, H. und Köb, S. (2024). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:erweitertes_lesen_komet, CC BY-SA 4.0


Early Literacy

Für den Erwerb von Kompetenzen im Bereich der frühen Literalität sind vielfältige Erfahrungen mit (Schrift-)Sprache von entscheidender Bedeutung. Studien weisen darauf hin, dass bei Kindern mit kognitiven Beeinträchtigungen das familiäre Umfeld (bezogen auf den Bereich der Literalität) wichtige Impulse hinsichtlich Wortschatz, Wissen über Schrift und Leseverständnis geben kann. Dies gilt es auch für die Planung von Unterricht zu berücksichtigen.
Im Bereich der Preliteracy können zum Beispiel basale Erfahrungen mit Klang und Rhythmus von Sprache durch literarische Formen wie Kindergedichte oder Kinderlieder ermöglicht werden. (vgl. Köb & Terfloth 2024).


Lesefertigkeiten – Ikone und Symbole lesen

Der Kompetenzerwerb im Bereich der repräsentationalen Einsichten bedarf bei Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung einer speziellen Förderung bzw. eines strukturierten Aufbaus dieser Kompetenzen. Entscheidend hierfür ist eine verlässliche und wiederkehrende Bedeutungszuschreibung und die Berücksichtigung des jeweiligen Abstraktionsgrads des (Bild-)Materials. Dieser reicht von naturgetreuen Abbildungen (Fotos) bis hin zu abstrakten Darstellungen (Symbolen). Die im schulischen Alltag genutzten Zeichen (z.B. für die Visualisierung von Stundenplänen oder Beschriftung von Räumen) haben einen starken Lebensweltbezug für die Schüler:innen und sind deshalb von großer Bedeutung. Die Übergänge zwischen transparenten, transluzenten, opaken und abstrakten Darstellungen sind dabei oftmals fließend. Weitere wichtige Anknüpfungspunkte für das schulische Lernen können (altersentsprechende) Darstellungen in Büchern, wie z.B. Bilderbücher oder Comics, sein. (vgl. Köb & Terfloth 2024)


Textproduktion

Sind Schüler:innen mit kognitiver Beeinträchtigung noch nicht in der Lage, Schwarzschrift zum Verfassen eigener Texte zu nutzen, ist es dennoch wichtig, die Entwicklung von Kompetenzen im Bereich der Textproduktion anzuregen. Dabei können ikonische, symbolische und/oder abstrakte Darstellungen zur Textproduktion genutzt werden. Im Mittelpunkt sollte dabei die Fähigkeit stehen, eigene Gedanken in eine Form zu bringen. Ausgangspunkt können eigene Ideen der Schüler:innen oder die Auswahl eines konkreten Schreibanlasses sein. Förderlich für die Entwicklung eigener Ideen zur Produktion von Texten können Erfahrungen mit Texten sein (z.B. durch Vorlesen oder Hörspielen). Gegenstände, visuelle Darstellungen oder Musik können als Hilfe für die Textproduktion dienen (vgl. Köb & Terfloth 2024).


Literatur

Günther, K-B. (1986). Ein Stufenmodell der Entwicklung kindlicher Lese- und Schreibstrategien. In: Brügelmann, H. (Hrsg.), ABC und Schriftsprache: Rätsel für Kinder, Lehrer und Forscher (32-54). Konstanz: Faude

Köb, S./ Terfloth, K. (2024). Grundlagen des Schriftspracherwerbs aus der Perspektive des sonderpädagogischen Schwerpunkts Geistige Entwicklung. Stuttgart: Kohlhammer

Ratz, C. (2013). Zur aktuellen Diskussion und Relevanz des erweiterten Lesebegriffs. Empirische Sonderpädagogik 4, 343-360.


Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg

wsd/lesen_schreiben/erweitertes_lesen_komet.txt · Zuletzt geändert: 2024/12/05 10:59 von Romina Rauner