Benutzer-Werkzeuge

Webseiten-Werkzeuge


wsd:didaktisierung:situatives_handeln_ideensammlung:aengste

zurück zur Übersicht

Erkennen von Ängsten im Schulalltag

Zitiervorschlag: Brandstetter, R., Binder, M. (2020). „Erkennen von Ängsten im Schulalltag“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:didaktisierung:situatives_handeln_ideensammlung:aengste, CC BY-SA 4.0

ZielErkennen von Leistungsängsten und sozialen Ängsten.
Kurzbeschreibung Die Vermutung, ein:e Schüler:in leide unter Leistungs- oder sozialer Angst, wird durch kriteriengeleitete Verhaltensbeobachtungen und Gespräche überprüft.
Altersbereich Anwendbar in jeder Klassenstufe.
Anwendungsbereich Geringe Beteiligung am Unterrichtsgeschehen, Vermeidung von freiwilligen sozialen Kontakten, Resignation bei Misserfolgen, Aufmunterungen und Anregungen zur Mitarbeit von Seiten der Lehrkraft zeigen immer weniger Wirkung.
Mögliche Anwendungsprobleme und -voraussetzungen: Ängste werden häufig nicht erkannt, weil sie schwer beobachtbar sind und andere Gründe für ein Verhalten oft als wahrscheinlicher angesehen werden. Machen Sie sich mit den Anzeichen von Leistungsangst und sozialer Angst vertraut. Achten Sie bei der Verhaltensbeobachtung gezielt auf einzelne ausgewählte Symptome. Beobachten Sie die:den Schüler:in über einen langen Zeitraum.
Hinweise zur Durchführung Ordnen Sie beobachtete Verhaltensweisen Kategorien zu und bewerten Sie diese (z.B. tritt nie auf, tritt selten auf, tritt manchmal auf, tritt häufig auf und tritt ständig auf). Bei mehreren Einschätzungen „tritt häufig auf“ oder „tritt ständig auf“ sollten Sie mit der:dem Schüler:in oder auch seinen Eltern über Ihre Beobachtungen sprechen und deren Sicht des Problemverhaltens kennen lernen.

1. Entscheiden Sie sich, die Vermutung „Angst“ zu überprüfen. Machen Sie sich mit den Symptomen von „Sozialer Angst“ und „Leistungsangst“ vertraut.

2. Wählen Sie eine Anzahl von Angstsymptomen aus und beobachten Sie Ihre:n Schüler:in bzgl. dieser Verhaltensweisen so lange, bis Sie zu einer Einschätzung der Häufigkeit gekommen sind. Halten Sie Ihr Ergebnis fest.

3. Verfahren Sie so mit weiteren Symptomen.

4. Verdichten sich die Hinweise auf Ängste, sprechen Sie mit der:dem Schüler:in und weiteren Personen über Ihre Vermutung. Verwenden Sie dabei Methoden des positiven und aktiven Zuhörens.

5. Bewerten Sie alle Informationen und entscheiden Sie sich ggf. für eine bzw. mehrere Interventionstechniken zum Abbau von Ängsten.

6. Überprüfen Sie die Wirkung ihrer Maßnahme durch erneute Verhaltensbeobachtungen und Gespräche. Ggf. wählen Sie neue Ziele bzw. Interventionstechniken aus.

Weitere Hinweise:

Symptome Sozialer Angst

- Keine Freude zeigen, erzählt nichts, erfragt und erbittet nichts.
- Zu leises oder zu lautes Sprechen; beim Sprechen außer Atem sein; undeutliches, abgehacktes, gehetztes Sprechen, antwortet langsam; wartet lange, um etwas zu erzählen, Zittern in der Stimme.
- Lautes oder leises Weinen; Tränen in den Augen.
- Unsteter Blick, Gesichtszucken, unsicheres Umherschauen, verlegenes Lächeln.
- Zittern der Hände, Nägelkauen oder Kauen an Gegenständen, Nervosität.
- Bewegungsarmut, eintönige Bewegungsabläufe, starr an der Stelle verweilen.
- Sich bei sozialen Anforderungen in der Schule und zu Hause verweigern.
Wütendes oder resigniertes Verhalten, wenn ein Spiel misslingt oder soziale Aufgaben nicht bewältigt werden.
- Das Haus nicht verlassen wollen, sich nicht mit Freunden verabreden wollen.
- Sich von Bezugspersonen nicht trennen wollen, anhängliches Verhalten gegenüber vertrauten Personen.
- Sich keiner spielenden Kindergruppe anschließen wollen.
- Bauchschmerzen (vor und in der Schule), Übelkeit, Mundtrockenheit, Erröten, Erblassen, Einkoten (nachts, tagsüber).

Symptome von Leistungsangst
- Erröten bei Leistungsanforderungen, wie z.B. beim Vorlesen, beim Rechnen einer Aufgabe vor der Klasse.
- Geht ungern an die Tafel.
- Beteiligt sich ungern an Spielen, die Leistungen messen („Eckenrechnen“).
- Vermeidet oder verweigert Konkurrenzsituationen wie z.B. beim Sportunterricht (Wettlauf, Wettschwimmen), im Mathematikunterricht (Kopfrechenübungen) oder im Deutschunterricht (Tafeldiktat).
- Hat Bauchschmerzen vor Klassenarbeiten oder Testsituationen, klagt über Übelkeit vor, während und nach Leistungssituationen.
- Erbrechen vor der Schule oder in der Schule.
- Zittern der Hände, Nervosität, Nägelknabbern.
- Beteiligt sich selten an Unterrichtsgesprächen.
- Resigniert beim Misslingen einer Leistungsanforderung.
- Wirkt verzweifelt, niedergeschlagen beim Nichtbewältigen einer Aufgabe.
- Fängt an zu weinen, wenn eine Aufgabe nicht gelingt oder falsch gelöst ist.
- Versichert sich sehr häufig bei der Lehrkraft, ob die Aufgabe richtig ist.
- Körperliche Unruhe, Erblassen, Erröten, angespannte Gesichtszüge.
- Misserfolgserwartungshaltung in Leistungssituationen.
- Mangelnde Konzentration bei Leistungsanforderungen.
- Impulsives Verhalten bei Leistungsanforderungen.

Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg

wsd/didaktisierung/situatives_handeln_ideensammlung/aengste.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/23 12:57 von 127.0.0.1