OPD-KJ-2 - Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter
Zitiervorschlag: Brandstetter, R. (2021). „OPD“. Abgerufen von URL https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:verhalten:diagnverfahren:opd, CC BY-SA 4.0
Quelle: https://www.testzentrale.de
Zitiervorschlag zur aktuellen Auflage | OPD-KJ-2 Arbeitskreis (Hrsg.) (2020). OPD-KJ-2 - Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen und Manual. Göttingen: V&R. |
---|---|
Zielgruppe | Kinder und Jugendliche |
Altersspanne | 0;0-18;0 |
Normiert/ nicht normiert | nicht normiert |
Selbsteinschätzung / Fremdeinschätzung | Fremdeinschätzung |
Um was für eine Art Verfahren handelt es sich? | Die OPD ist ein quantifizierendes primär klinisches (psychiatrisch-psychotherapeutisches) Verfahren zur Operationalisierung psychodynamischer Diagnostik. |
Anwendungsfelder | Strukturiertes Interview |
Welche Bereiche werden durch Teilergebnisse und Gesamtergebnisse in den Blick genommen? | Die OPD versucht psychodynamische Diagnostik über ein strukturiertes Interview (9 Bögen zur Befunderhebung und ein Bogen zur Befund-Dokumentation) anhand von Punktwerten abzubilden. 4 Achsen werden dabei berücksichtigt: - Achse Beziehung - Achse Konflikt - Achse Struktur - Achse Behandlungsvoraussetzungen |
Kurze Beschreibung der Subtests | Die Achse Beziehung meint Beziehungen zu den Hauptbezugspersonen. Diese sind von wesentlicher Bedeutung. Sie sind alters- und entwicklungsabhängig. Die Achse Konflikt greift zeitlich überdauernde psychodynamische Konflikte auf, die in entsprechenden Situationen immer wieder zu ähnlichen Verhal-tensmustern führen, ohne dass dies bewusst wäre. In der Achse Struktur soll das psychische Strukturniveau abgebildet werden. Es wird in die Bereiche Steuerung, Identität, Interpersonalität und Bindung operationalisiert. Die Achse Behandlungsvoraussetzungen wird durch subjektive Voraussetzun-gen, Ressourcen und Therapievoraussetzungen operationalisiert. |
Welche Bezüge bestehen zu den WSD-Themenfeldern? | - Biografische Entwicklung (1), Familiendynamik (2), Selbst (3), Individuelle Voraussetzungen (4) |
Welche Bezüge bestehen zu den WSD-Theorien? | Es liegt ein entwicklungspsychopathologisches Konzept zugrunde. Neben Be-funden aus der Risikofaktorenforschung sind klassische psychoanalytische sowie mentalisierungs- (Fonagy) und bindungstheoretische (Bowlby) Bezüge vorhanden. |
Normstichprobe | Es liegen zu allen vier Achsen positive Befunde in der klinischen Validität, der Konstruktvalidität und der Reliabilität vor. |
Testmaterial | Das Manual enthält die entsprechenden Bögen. Alternativ sind diese hier als Download erhältlich: https://www.hogrefe.com/ch/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=1124&token=3f6e28ec116250eb97a4d1512ae1c1695c003692 Stand 13.09.2022: opd-kj-2-befunderhebung.pdf |
Kosten | Das Manual kostet 39,90 € und ist im Buchhandel frei erhältlich: OPD-KJ-2 Arbeitskreis (Hrsg.) (2020). OPD-KJ-2 - Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik im Kindes- und Jugendalter: Grundlagen und Manual. Göttingen: V&R. Es wird aber dringend empfohlen ein mindestens zweitägiges und kosten-pflichtiges Training zur Erhebung und Auswertung der OPD-KJ 2 zu absolvieren (s. https://www.opdkj.eu) |
Bezugsquelle | Buchhandel |
Zugangsfertigkeiten | Die OPD wird über direkt Erlebtes (Interaktion, Spiel, Gespräch/Interview mit dem Kind/Jugendlichen) bzw. Geschildertes (Interaktion, Spiel, Ge-spräch/Interview über Kind/Jugendlichen) nach den Parametern der vier Achsen geratet. Die OPD kann zur Verlaufsevaluation genutzt werden. |
---|---|
Deutschkenntnisse | Müssen ausreichend vorhanden sein. |
Speed-Komponente | … |
Gefährdung der Test-Fairness | … |
Gibt es besondere Anforderungen in Bezug auf die Testdurchführung? | Gute Kenntnisse der Erhebung und der Auswertung sind erforderlich. |
Zulässige Anpassungen in der Testdurchführung | Die OPD kann direkt als Interview oder indirekt für ein Rating nach Inter-aktionen, Spielsituationen, Szenen oder Gesprächen eingesetzt werden. |
Zeitaufwand in Durchführung und Auswertung | Es sollen für die Befunderhebung max. ca. 60 Minuten (13-18 Jahre) bzw. ca. 30 Minuten (6-12 Jahre) angesetzt werden. Bei Kindern unter 6 Jahren sollte die Diagnostik im Spiel erfolgen. |
Wie funktioniert die Auswertung? | Jede der vier Achsen kommt zu unterschiedliche Ergebnisformaten in den Befund-Bögen. Zur Orientierung gibt es für alle vier Achsen ausführliche Beispiele im Manual. Für die Achse Beziehung können in 5 Unterkategorien (1. Dyaden Objektgerichteter Kreis, 2. Dyaden Subjektgerichteter Kreis, 3. Resonanz des Untersuchers Objektgerichteter Kreis, 4. selbstbezüglicher Kreis, 5. Triaden) zu Befunderhebung auf jeweils 4 sich gegenüberliegenden Begriffspolen jeweils 5 Punkte (Einschätzskala von 0-4) vergeben werden. Für die Achse Konflikt werden 10 Konflikte unterschieden (9 davon 2-polig) und in einer Likertskala von 0-3 (nicht vorhanden – vorhanden und sehr bedeutsam vergeben) geschätzt. Für die Achse Struktur werden Einzel-Scores von 1-4 (1 = gute Integration – 4 = Desintegration) genutzt. Dabei fallen für Steuerung 4 Einzelscores, Identität 5 Einzelscores, Interpersonalität 6 Einzelscores und für Bindung 4 Einzelcores an. Für jede Einzelscoregruppe kann ein Gesamtwert ermittelt werden, wobei der klinische Eindruck wichtiger ist als der rechnerische Mittelwert. Für die Achse Behandlungsvoraussetzungen werden die Subjektiven Dimensionen in 5 Kategorien, die Ressourcen in 4 Kategorien und die Therapievoraussetzungen in 5 Kategorien (bis auf eine) in einer 4-stufigen Likert-Skala erhoben. |
Welche Form haben die Ergebnisse? | Die Befund-Dokumentation (Gesamtübersicht) versucht die Befunde der vier Achsen dann nochmals zusammenzufassen: Für die Achse Beziehung werden die 1–2 Items mit der stärksten Ausprä-gung pro Unterkategorie verlangt. Es werden danach die Konflikt- und Strukturniveaus nochmals einzeln dar-gestellt. Die Behandlungsvoraussetzungen können aufgezählt werden. Am Ende gibt es die Möglichkeit eine Gesamtbeurteilung und Fokusfor-mulierung frei zu beschreiben. |
Welche Anregungen zur Ergebnisinterpretation erhält man? | Es gibt im Manual viele Anregungen wie die Ergebnisse interpretiert wer-den können, auch gibt es vielerlei konkrete Instruktionen für Gutachten, Therapieplanung und stationäre Behandlungskonzeption. |
Erfahrungen mit dem Testverfahren/ Testkritik | Insgesamt ist die OPD KJ 2 ein sehr differenziertes und weitreichendes Manual für die Befunderhebung, Gutachtenerstellung und Behandlungs-planung in psychodynamischer Psychotherapie. Der Aufbau und das gesamte Volumen ist allerdings sehr komplex und sollte deswegen durch ein Training erlernt werden. Sicherlich sind viele Ideen, Themen, und Zusammenhänge für die Sonder-pädagogische Diagnostik hoch relevant, allerdings ist die vorliegende Form der OPD KJ 2 bisher deutlich im klinischen Bereich beheimatet und müsste für eine originäre (sonder)pädagogische Diagnostik sicher erst einmal adaptiert und validiert werden. |
> Themenfelder und Themen
> Gesamtübersicht diagnostische Verfahren
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg