Zitiervorschlag: Stecher, M. (2023). „Lautleseverfahren“. Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:didaktisierung:lautlese-verfahren,
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Name | Lautleseverfahren |
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Autor:innen | Rosebrock, C. & Nix, D. |
Aktuelle Auflage | 2008 |
Zielgruppe | Lautleseverfahren werden vorrangig in der Grundschule ab der 2. Klasse eingesetzt. Auch im Sekundarbereich können Lautleseverfahren bei leseschwachen Schüler:innen Anwendung finden. |
Ziele | Lautleseverfahren dienen der Förderung der Leseflüssigkeit. Im Zentrum steht das wiederholte Trainieren des halblauten Vorlesens von kurzen Texten im Partner:innen-Setting, wodurch insbesondere Verbesserungen in der Dekodiergenauigkeit, der Wortautomatisierung, der Lesegeschwindigkeit sowie des Leseausdrucks angestrebt werden. |
Theoretische Grundlagen | Hierarchieniedrige Leseprozesse (Wort- und Satzidentifikation, Kohärenz, Superstrukturen erkennen). |
Zuordnung zum Vierfeldermodell | - Lesetechnik (automatisiertes Lesen) |
Aufbau | Wiederholtes Lautlesen Beim wiederholten Lautlesen liegt der Fokus auf dem Training durch Wiederholung. Es stellt eine explizite Trainingsmethode dar. Schwache Leser:innen sollen durch wiederholtes Vorlesen desselben Textabschnitts ihren Sichtwortschatz erweitern und ihre Dekodierfertigkeiten sukzessive automatisieren. Chorisches Lesen Der Fokus liegt hier auf dem begleitenden Lautlesen mit einem kompetenten Lesevorbild, das einem leseschwächeren Kind Modell sein und es konstruktiv korrigieren kann. Partner:innenlesen Für das Partner:innenlesen werden die Kinder einer Klasse in so genannte Lesetandems eingeteilt, die wie oben bereits beschrieben aus einem etwas besser lesenden Kind in der Rolle der Tutorin:des Tutors und einem etwas schlechter lesenden Kind in der Rolle des Tutanden zusammengesetzt sind. Die Zuordnung der Schüler:innen in Tandems sollte auf Grundlage von deren Leseflüssigkeit erfolgen. Lautlese-Trainingseinheiten sollten zwischen 15 und 20 Minuten dauern und über einen bestimmten Zeitraum (mind. acht Wochen bis hin zu einem Schuljahr) hinweg regelmäßig mehrmals in der Woche durchgeführt werden. |
Material | Lautleseverfahren für die Primar‐ und Sekundarstufe finden Sie z. B. in: Rosebrock, C. & Nix, D. et al (2011). Leseflüssigkeit fördern. Lautleseverfahren für die Primar‐ und Sekundarstufe. |
Empirische Nachweise zur Wirksamkeit (Bereichsspezifische Effekte und Langzeiteffekte) | Für den deutschsprachigen Raum haben Nix (2011), Rosebrock und Kolleg:innen (2011) jeweils Varianten von Lautleseverfahren empirisch überprüft und deren Wirksamkeit belegen können. Das Tandemlesen beispielsweise hat sich in einer Evaluationsstudie mit sechsten Hauptschulklassen als wirksam erwiesen (vgl. Nix, 2011; Rosebrock et al., 2011). Schüler:innen, die ein Schulhalbjahr lang dreimal pro Woche das Lautlesetandem trainiert hatten, zeigten nach dem Training mit dem Lautleseverfahren signifikant bessere Leistungen im Salzburger Lesescreening und im Leseverständnistest ELFE 1-6 als die Kontrollgruppe, konnten also schneller lesen und Texte besser verstehen als Schüler:innen, die nicht an der Förderung teilgenommen hatten. Kinder mit Deutsch als Zweitsprache profitieren dabei ebenso von dem Training wie Kinder mit Deutsch als Muttersprache. Schneider (2019) kommt unter Berücksichtigung weiterer Studien zu dem Schluss, dass beim Einsatz von Lautlesetandems in Grundschule und Sekundarstufe die Zugewinne in Leseflüssigkeit und –verständnis im mittleren bis hohen Effektstärkenbereich liegen und sich auch im Zeitabstand von mehreren Monaten noch nachweisen lassen. |
Erfahrungen | Während der Durchführung des Trainings sollte die Lehrperson von Tandem zu Tandem gehen, darauf achten, dass das Verfahren vollständig durchgeführt wird (z.B. bzgl. des Mitführens der Zeile, der Fehlerkorrektur etc.), motivierende, lobende Rückmeldungen geben und, wenn die Zeit es zulässt, Gespräche über den Textinhalt anbieten. Es ist zudem ratsam, dass sich die Schüler:innen einen Lesepass anfertigen, in dem Texttitel und Datum vermerkt werden und jeder durchgeführte Lesedurchgang abgehakt werden kann. |
Nix, D. (2011). Förderung der Leseflüssigkeit. Theoretische Fundierung und empirische Überprüfung eines kooperativen Lautlese‐Verfahrens im Deutschunterricht. Weinheim und München: Juventa.
Rosebrock, C. (2012). Laut lesen, leise lesen. Grundschule Deutsch, (34), 4–7.
Rosebrock, C. & Nix, D. et al (2011). Leseflüssigkeit fördern. Lautleseverfahren für die Primar‐ und Sekundarstufe. Seelze: Friedrich Verlag. (inkl. CD mit Lehrfilmen).
Schneider, W. (2019). Programme zur Förderung kognitiver Fähigkeiten in Vorschule und Schule: Wie effektiv sind sie, und wie gut sind die Verfahren praktisch implementiert? Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 33 (1), 5–16.
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg