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Zitiervorschlag: Stecher, M. (2021). „Kontextoptimierung“. Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:didaktisierung:kontextoptimierung, CC BY-SA 4.0
Name | Kontextoptimierung – Evidenzbasierte Intervention bei grammatischen Störungen in Therapie und Unterricht |
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Autor:innen | Motsch, H. |
Aktuelle Auflage | 2017 |
Zielgruppe | Kinder im Vorschulalter sowie Schüler:innen mit Schwierigkeiten im Bereich Grammatik |
Ziele | Kontextoptimierung ist ein Konzept, das darauf zielt, den Erwerb grammatischer Kompetenzen von Kindern mit Störungen des Grammatikerwerbs zu deblockieren und neu anzustoßen, indem systematisch der Kontext (Sprachmaterial, Sprechweise des Lehrers, die Situation, die Hilfen) optimiert wird. |
Theoretische Grundlagen | Mehrkomponentenmodell des Arbeitsgedächtnisses nach Baddeley |
Zuordnung zum Vierfeldermodell / CHC-Modell | Kristalline Fähigkeiten (Gc) |
Aufbau | Umsetzungsbeispiele zu 3 übergeordneten Förderzielen: - Verbzweitstellung und Subjekt-Verb-Kongruenz - Kasusmarkierung (in Akkusativ- und Dativkontexten) - Komplexe Syntax Handlungsleitende Prinzipien: - Ursachenorientierung - Ressourcenorientierung - Modalitätenwechsel Das Prinzip der Ursachenorientierung umfasst: - Die Sensibilisierung für Morphemmarkierungen (für die Förderziele 1 und 2 wichtig). - Die professionelle Sprechweise der Lehrperson/des Therapeuten: Durch bewusste Verlangsamung, akzentuiertes Betonen, leicht übertriebene Prosodie und fraktioniertes Sprechen (kurze Pause unmittelbar vor und hinter der Zielstruktur) wird ein geringerer Verarbeitungsaufwand bewirkt und so mehr Verarbeitungskapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses für die Auswertung der Sprachstruktur bereitgestellt. Dies erleichtert die Identifizierung, Sequenzierung und Speicherung von kritischen Merkmalen der Zielstruktur. - Die kürzeste Zielstruktur. Das Ziel besteht unter anderem vor dem Hintergrund einer reduzierten Kapazität des phonologischen Arbeitsgedächtnisses darin, die Fähigkeit zur Wahrnehmung und Verarbeitung der Zielstruktur zu erhöhen. Deshalb muss die Äußerungslänge auf das für die Zielstruktur nötige Minimum reduziert werden. Es wird gezielt mit Ellipsen gearbeitet. Für das Förderziel 3 bedeutet das die Reduktion der kindlichen Produktion auf den Nebensatz - Ausschalten von Ablenkern (Verwirrern). Das Prinzip der Ressourcenorientierung folgt dem Leitsatz „Finde selbst heraus, was dir hilft.“ Es werden die Stärken des Kindes für den Grammatikerwerb genutzt. Dies beinhaltet: - Formate des Kindes zu finden: Es wird in der Förderung mit möglichst wenig Formaten gearbeitet, die aber möglichst den Interessen des Kindes entsprechen müssen (zum Beispiel sein Lieblingsspiel). Dieses Format dient dann als Inhalt und Rahmen der Förderung. - Gespräche. Die Zielstruktur wird durch fokussierende Gespräche bewusst gemacht. - Schrift - Wahrnehmbare Strukturen. Es wird mit Visualisierungen von Sprachstrukturen (Bilder, Gesten, Handzeichen, farbliche Markierungen kritischer Merkmale) oder mit auditiven Impulsen gearbeitet. - Handlungsmäßige Erfahrungen. Spiele wie „das faule Wort“, „die unendliche Liebe“ oder „das Fluchtspiel“ liefern kraftvolle Prototypen für die Zielstruktur. Das Prinzip des Modalitätenwechsels besagt, dass ein kurzrhythmischer Wechsel zwischen sprachbewussten (Produktion, Reflexion) und sprachunbewussten Phasen (Rezeption) wichtig ist, um den jeweils individuellen Zugängen der Kinder zur Sprache gerecht zu werden. |
Material | CD-ROM mit 370 kontextoptimierten Einheiten für den vorschulischen Bereich sowie die Klassen 1-7 mit Arbeitsblättern und Folien zu unterschiedlichen unterrichtlichen Themen |
Empirische Nachweise zur Wirksamkeit (Bereichsspezifische Effekte und Langzeiteffekte) | Die Ergebnisse mehrerer Interventionsstudien haben ihre Effektivität und Effizienz in Einzel- und Gruppentherapie ebenso wie in therapeutischen Phasen des Unterrichts nachgewiesen. Deutschsprachige sowie mehrsprachige Kinder bauen durch Kontextoptimierung ihre Blockaden im Grammatikerwerb ab und erwerben in kurzer Zeit grammatische Fähigkeiten (vgl. Motsch 2017 & Berg 2018). |
Erfahrungen | - Sehr strukturierte Vorgehen bzgl. der aufeinander aufbauenden Förderziele. Dabei wird für die einzelnen Förderziele sehr detailliert beschrieben, wie konkret vorgegangen werden soll. - Die Förderung grammatischer Fähigkeiten anhand lebensweltbezogener Themen der Kinder ermöglicht eine unterrichtsimmanente Förderung. |
Berg, M. (2018). Kontextoptimierung im Unterricht. München und Basel: Reinhardt Verlag
Motsch, H.-J. (2017). Kontextoptimierung. München, Basel: Ernst Reinhardt Verlag
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg