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wsd:didaktisierung:vokabular_uk

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wsd:didaktisierung:vokabular_uk [2023/05/24 11:27] Romina Raunerwsd:didaktisierung:vokabular_uk [2024/06/03 10:33] (aktuell) Romina Rauner
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   * um Informationen weiterzugeben bzw. zu erhalten. (z. B. Fragen stellen und beantworten, kommentieren, Dinge benennen)    * um Informationen weiterzugeben bzw. zu erhalten. (z. B. Fragen stellen und beantworten, kommentieren, Dinge benennen) 
  
-Unterschiedlichen kommunikativen Funktionen kann nun Vokabular zugeordnet werden. Van Tatenhove (2008) macht hierzu einen Vorschlag für den Aufbau eines Kernwortschatzes (Kernwortschatz für 12 Module nach Gail van Tatenhove (entnommen aus: Pivit, C.Hüning-Meier, M., 2011):+Unterschiedlichen kommunikativen Funktionen kann nun Vokabular zugeordnet werden. Van Tatenhove (2008) macht hierzu einen Vorschlag für den Aufbau eines Kernwortschatzes (Kernwortschatz für 12 Module nach Gail van Tatenhove (entnommen aus: Pivit, C. Hüning-Meier, M., 2011):
  
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 Eine einseitige Betonung einzelner funktionaler Aspekte bei der Vokabularauswahl (z.B. das Äußern von Grundbedürfnissen) ist mit Blick auf die unterschiedlichen Funktionen der Kommunikation, kritisch zu reflektieren. Eine einseitige Betonung einzelner funktionaler Aspekte bei der Vokabularauswahl (z.B. das Äußern von Grundbedürfnissen) ist mit Blick auf die unterschiedlichen Funktionen der Kommunikation, kritisch zu reflektieren.
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 === Orientierung an Erkenntnissen der Forschung zur Sprachentwicklung und der Nutzungshäufigkeit von Wörtern in der Alltagssprache === === Orientierung an Erkenntnissen der Forschung zur Sprachentwicklung und der Nutzungshäufigkeit von Wörtern in der Alltagssprache ===
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 Szagun (2019) stellt fest, dass es bei Kindern individuelle Unterschiede in Bezug auf das Nutzen des frühen Vokabulars (gemeint ist das Vokabular der ersten 50 Wörter) gibt. So benutzen die meisten Kinder überwiegend Nomen, „allerdings gibt es auch Kinder die überwiegend Funktionswörter – wie da, das, ab – und soziale Routinen – wie hallo, danke – in ihrem frühen Vokabular haben.“  Verschiedene Untersuchungen zeigen auf, dass in der Sprachentwicklung in der deutschen Sprache zunächst Nomen überwiegen. Allerdings spielen Funktionswörter im Vergleich zu Verben und Adjektiven, schon früh eine bedeutende Rolle . Mit ihnen können Verbindungen zu anderen Wörtern hergestellt werden. Zudem können sie als praktische Allzweckwörter situations- und funktionsungebunden eingesetzt werden (vgl. Szagun 2019). Szagun (2019) stellt fest, dass es bei Kindern individuelle Unterschiede in Bezug auf das Nutzen des frühen Vokabulars (gemeint ist das Vokabular der ersten 50 Wörter) gibt. So benutzen die meisten Kinder überwiegend Nomen, „allerdings gibt es auch Kinder die überwiegend Funktionswörter – wie da, das, ab – und soziale Routinen – wie hallo, danke – in ihrem frühen Vokabular haben.“  Verschiedene Untersuchungen zeigen auf, dass in der Sprachentwicklung in der deutschen Sprache zunächst Nomen überwiegen. Allerdings spielen Funktionswörter im Vergleich zu Verben und Adjektiven, schon früh eine bedeutende Rolle . Mit ihnen können Verbindungen zu anderen Wörtern hergestellt werden. Zudem können sie als praktische Allzweckwörter situations- und funktionsungebunden eingesetzt werden (vgl. Szagun 2019).
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 ==== Zusammenfassende Hinweise für die Vokabularauswahl ==== ==== Zusammenfassende Hinweise für die Vokabularauswahl ====
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   * Neben der Auswahl von Vokabular spielt die Darstellung und Organisation des Wortschatzes, die Möglichkeiten diesen zu erwerben und in Anwendung zu bringen weitere entscheidende Faktoren um erfolgreich kommunizieren zu können.    * Neben der Auswahl von Vokabular spielt die Darstellung und Organisation des Wortschatzes, die Möglichkeiten diesen zu erwerben und in Anwendung zu bringen weitere entscheidende Faktoren um erfolgreich kommunizieren zu können. 
  
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 ==== Möglichkeiten für die Bestimmung individuell bedeutsamen Vokabulars ==== ==== Möglichkeiten für die Bestimmung individuell bedeutsamen Vokabulars ====
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   * Mit Hilfe des Partizipationsmodells (Beukelma & Mirenda 2013) werden Kommunikationsgelegenheiten von Personen aus dem Umfeld (z. B. Mitschüler:innen) identifiziert und in Abgleich mit den Kommunikationsgelegenheiten der unterstützt kommunizierenden Person gebracht. Auch dieses Vorgehen ermöglicht es, Barrieren bisheriger kommunikativer Teilhabe zu identifizieren und zu überwinden.     * Mit Hilfe des Partizipationsmodells (Beukelma & Mirenda 2013) werden Kommunikationsgelegenheiten von Personen aus dem Umfeld (z. B. Mitschüler:innen) identifiziert und in Abgleich mit den Kommunikationsgelegenheiten der unterstützt kommunizierenden Person gebracht. Auch dieses Vorgehen ermöglicht es, Barrieren bisheriger kommunikativer Teilhabe zu identifizieren und zu überwinden.  
   * Das Befragen von Bezugspersonen spielt bei der Bestimmung von individuell bedeutsamem Vokabular ebenfalls ein wichtige Rolle. Auf diese Art können  Hintergrundinformationen über wichtige Personen, Situationen, Interessen und aktuelle Ereignisse gewonnen werden. Um das Vokabular fortlaufend zu aktualisieren, ist ein regelmäßiger Austausch sinnvoll.   * Das Befragen von Bezugspersonen spielt bei der Bestimmung von individuell bedeutsamem Vokabular ebenfalls ein wichtige Rolle. Auf diese Art können  Hintergrundinformationen über wichtige Personen, Situationen, Interessen und aktuelle Ereignisse gewonnen werden. Um das Vokabular fortlaufend zu aktualisieren, ist ein regelmäßiger Austausch sinnvoll.
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 Viele Wörter des Kernvokabulars sind nicht bildproduzierend und werden über weniger transparente Darstellungen visualisiert. Daher gilt es zu berücksichtigen, dass die Bedeutung der Bildsymbole erst gelernt werden muss. Viele Wörter des Kernvokabulars sind nicht bildproduzierend und werden über weniger transparente Darstellungen visualisiert. Daher gilt es zu berücksichtigen, dass die Bedeutung der Bildsymbole erst gelernt werden muss.
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 ==== Ergänzende Hinweise für die Vokabularauswahl bei (lautsprachunterstützenden/ -begleitenden) Gebärden ==== ==== Ergänzende Hinweise für die Vokabularauswahl bei (lautsprachunterstützenden/ -begleitenden) Gebärden ====
  
 Bei der Auswahl von Gebärden stellt sich ebenfalls die Frage, welche Gebärden vor anderen gelernt werden. Die Anzahl der Gebärdenzeichen die erlernt werden kann, ist theoretisch unbegrenzt. „Die Komplexität bei der Nutzung ergibt sich aus der Abstraktheit der Zeichen an sich und perspektivisch aus den grammatikalischen Strukturen, in denen sie genutzt werden.“ (Scholz & Stegkemper 2022). Hier kommen vereinfachte Gebärdensysteme in Spiel (z. B. Gebärden unterstützte Kommunikation - GuK, Wilken 2006; Schau doch meine Hände an -  SdmHa, Bundesverband evangelische Behindertenhilfe 2007). Diese weisen eine höhere Ikonizität auf. Das bedeutet, dass die visuellen Merkmale der Gebärde typische visuellen Eigenschaften z.B. eines bestimmten Objekts oder einer Tätigkeit enthalten. Ein Vorteil, der das Erlernen von Gebärden unterstützen kann (vgl. Scholz & Stegkemper 2022). Häufig ist der Wortschatz dieser Gebärdensysteme jedoch begrenzt und wird in der Praxis meist durch Gebärdenzeichen der Deutschen Gebärdensprache (DGS) ergänzt. Vielfach kommen in der Praxis jedoch von Beginn an Gebärdenzeichen der Deutschen Gebärdensprache zu Einsatz. Neben den individuellen Voraussetzungen einer Person, spielen ggf. auch Kontextfaktoren, wie die Anschlussfähigkeit des Gebärdensystems an andere Institutionen (z.B. Übergang: Vorschulische Einrichtungen → Schule; Schule →  Nachschulische Einrichtungen) eine Rolle bei der Entscheidung welches Gebärdensystem verwendet wird. Bei der Auswahl von Gebärden stellt sich ebenfalls die Frage, welche Gebärden vor anderen gelernt werden. Die Anzahl der Gebärdenzeichen die erlernt werden kann, ist theoretisch unbegrenzt. „Die Komplexität bei der Nutzung ergibt sich aus der Abstraktheit der Zeichen an sich und perspektivisch aus den grammatikalischen Strukturen, in denen sie genutzt werden.“ (Scholz & Stegkemper 2022). Hier kommen vereinfachte Gebärdensysteme in Spiel (z. B. Gebärden unterstützte Kommunikation - GuK, Wilken 2006; Schau doch meine Hände an -  SdmHa, Bundesverband evangelische Behindertenhilfe 2007). Diese weisen eine höhere Ikonizität auf. Das bedeutet, dass die visuellen Merkmale der Gebärde typische visuellen Eigenschaften z.B. eines bestimmten Objekts oder einer Tätigkeit enthalten. Ein Vorteil, der das Erlernen von Gebärden unterstützen kann (vgl. Scholz & Stegkemper 2022). Häufig ist der Wortschatz dieser Gebärdensysteme jedoch begrenzt und wird in der Praxis meist durch Gebärdenzeichen der Deutschen Gebärdensprache (DGS) ergänzt. Vielfach kommen in der Praxis jedoch von Beginn an Gebärdenzeichen der Deutschen Gebärdensprache zu Einsatz. Neben den individuellen Voraussetzungen einer Person, spielen ggf. auch Kontextfaktoren, wie die Anschlussfähigkeit des Gebärdensystems an andere Institutionen (z.B. Übergang: Vorschulische Einrichtungen → Schule; Schule →  Nachschulische Einrichtungen) eine Rolle bei der Entscheidung welches Gebärdensystem verwendet wird.
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 ==== Ergänzende Hinweise zu Zusammenhängen zwischen Wortschatz und dem Erwerb von Grammatik ==== ==== Ergänzende Hinweise zu Zusammenhängen zwischen Wortschatz und dem Erwerb von Grammatik ====
wsd/didaktisierung/vokabular_uk.txt · Zuletzt geändert: 2024/06/03 10:33 von Romina Rauner