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Humanistische Psychologie/ Humanistische Theorie

Zitiervorschlag: Gingelmaier, S., Brandstetter, R., Annecke, L. (2020). „Humanistische Psychologie/ Humanistische Theorie“. Abgerufen von URL https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:verhalten:theorien_verhalten:humanistisch, CC BY-SA 4.0

Psychodynamik/Psychoanalyse, Lerntheorie/Behaviorismus, Humanistische Psychologie und Systemtheorie sind grundlegendste Theorien und Menschenbilder in fast allen Bereichen der Psychologie und in anderen Wissenschaften, wie z.B. hier der (Sonder-)Pädagogik. Alle vier Grundlagen-Theorien haben sich entweder aus klinisch-therapeutischen Anwendungen entwickelt oder führten umgekehrt in eine Therapieform. Die daraus abgeleiteten Arbeitsweisen in der (Sonder-)Pädagogik lassen sich grundsätzlich einer oder mehreren Theorien zuordnen und stellen damit häufig Mischformen dar.

Klinische Diagnostik und TherapieIn der Therapie soll versucht werden, die Selbstheilungskräfte des Menschen zu aktivieren, so dass der Mensch auf seine vorhandenen Ressourcen zurückgreifen kann.
KurzversionJeder Mensch trägt ausreichend Ressourcen zur Selbstverwirklichung in sich. Diese sollen in der Therapie zu einem kreativen, sinnhaften Wachstum aktiviert werden.
ZielLösungen von Blockaden hin zur freien Selbstentfaltung.
Ausformungen- Klientenzentrierte Gesprächspsychotherapie (Rogers), Gestalttherapie (Perls),
- Focusing (Gendlin), Primärtherapie („Urschrei“) (Janov),
- Neurolinguistisches Programmieren (Bandler & Grinder)
Bedeutung für die SonderpädagogikEs soll dem jungen Menschen ermöglicht werden, an seine verschütteten Ressourcen heranzukommen. So kann sein Selbstwert gestärkt werden.
Konkrete Beispiele: Kinder, FamilienKlientenzentrierte Gesprächsführung, kooperative Beratung, Kreative Methoden (Kunst, Musik, Sport, Theater), Psychomotorik, Non-direktive Spieltherapie
GrenzenDie humanistische Theorie und die daraus abgeleiteten Verfahren zeichnen sich durch ein positives Menschenbild aus. Dies ist im Sinne von Resilienz und Ressourcenorientierung grundsätzlich als etwas durchweg Positives zu betrachten. Allerdings stellt es sich insbesondere in der Sonderpädagogik als besondere Herausforderung dar, durch die teilweise außerordentlichen Ausformungen menschlichen Lebens und deren Kontexte den Umgang mit Leid und Vulnerabilität angemessen zu gestalten. Die Suche nach und das Finden von Ressourcen kann sich im Einzelfall als äußerst schwierig bis phasenweise unmöglich erweisen.
Diagnostische Fragestellungen im
Zusammenhang mit der Theorie
- Welche Ressourcen sind beim jungen Menschen verschüttet?
- Welche hemmenden Kontextfaktoren spielen eine Rolle?
- Welche (kreativen) Möglichkeiten gibt es, dass der junge Mensch seine (teils verschütteten) Ressourcen besser nutzen kann?
Konkrete diagnostische Methoden im
Zusammenhang mit der Theorie
- Klientenzentrierte Gesprächsführung
- Non-direktives Spiel
- Kollegiale Fallberatung
Impulse für die Gestaltung individueller BildungsangeboteAkute Interventionen
Kreative Ausdrucksformen der Selbstentfaltung z.B. freies Schreiben, Musik als Ausdrucksform, thematische Theaterstücke, alle Formen, die dem Individuum künstlerisch Ausdruck verschaffen (Malen, Zeichnen, Arbeit mit Materialien).
Längerfristige Interventionen
Schaffen einer positiven, angstminimierenden Atmosphäre

Literatur

Kriz, J. (2014). Grundkonzepte der Psychotherapie. Weinheim: Beltz.

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Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg