Zitiervorschlag: Rauner, R., Stecher, M. (2021). „Kompetenzmodelle zum Zahlverständnis.“ Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:mathematik:zahlverstaendnis, CC BY-SA 4.0
Es ist davon auszugehen, dass Kinder bereits vor der ersten hier beschriebenen Kompetenzebene über frühe mathematische Konzepte (Vergleichen, Vermehren, Vermindern) verfügen, ohne diese mathematisch präzise anwenden zu können.
Die Entwicklung des Zahlverständnisses kann in Anlehnung an Fritz und Ricken et al (vgl. Fritz, Ricken et al 2007) sowie unter Berücksichtigung des theoretischen Konzepts nach Fuson, welches den Übergang vom ordinalen zum kardinalen Zahlverständnis konkretisiert (vgl. Fuson 1998), über vier Kompetenzebenen beschrieben werden.
Beim Erwerb von Zählstrategien lässt sich beobachten, dass diese zunehmend komplexer und effizienter werden. Eine neue Strategie wird dann häufiger verwendet, wenn sie zum Erfolg führt. Weniger entwickelte, einfachere Strategien verschwinden aber nicht. Sie werden immer noch in neuen oder komplexen Situationen angewendet (z. B. bei der Erweiterung des Zahlenraumes), oder wenn es einfach der beste Weg ist, ein Problem zu lösen. Siegler beschreibt dieses Phänomen als overlapping waves (Fritz et al 2017). Aufgrund dieses Phänomens muss die:der Diagnostiker:in in der Arbeitshilfe dokumentieren, in welcher Situation bzw. in welchem Zahlenraum welche Strategie genutzt wird.
Zitiervorschlag: Grafik „Overlapping Waves“ von Albrecht, C. (2021) nach Siegler, R. (2015). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:mathematik:zahlverstaendnis#overlapping_waves, CC BY-SA 4.0
Da weder bei einem basalen Verständnis für Mengeneigenschaften noch bei einer Ganzheitsauffassung der Zahlwortreihe Zahlen für Zählhandlungen eingesetzt werden können, wird das Operationsverständnis erst ab der Nutzung einer unflexiblen Zahlwortreihe diagnostisch relevant.
Zusätzlich zum Zahl- und Operationsverständnis muss das Stellenwertverständnis bei einem Zahlenraum größer 20 diagnostisch in den Blick genommen werden.
Fritz, A.; Ricken, G. & Gerlach, M. (2007). Handreichung zur Durchführung der Diagnose Kalkulie. Diagnose- und Trainingsprogramm für rechenschwache Kinder. Berlin: Cornelsen-Verlag
Fritz, A; Schmidt S. & Ricken, G. (2017). Handbuch Rechenschwäche. Lernwege, Schwierigkeiten und Hilfen bei Dyskalkulie. Weinheim: Beltz Verlag
Fuson, K. (1988). Children’s counting and concept of number. Hamburg: Springer-Verlag
Ricken G., Fritz-Stratmann A, & Balzer L. (2013): Marko-D. Mathematik- und Rechenkonzepte im Vorschulalter-Diagnose. Göttingen: Hogrefe-Verlag
Siegler, R. (2015). How children develop. Duffield: Worth
Schneider W., Küspert P. & Krajewski K. (2016). Die Entwicklung mathematischer Kompetenzen. Paderborn: Schöningh-Verlag
Werner, B. (2009). Dyskalkulie – Rechenschwierigkeiten. Diagnose und Förderung rechenschwacher Kinder an Grund- und Sonderschulen. Stuttgart: Kohlhammer
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg