Inhaltsverzeichnis

Schreibprozessmodell nach Hayes (2012), übersetzt und ergänzt von Phillipp (2012)

Zitiervorschlag: Mezger, K. (2025). „Schreibprozessmodell nach Hayes (2012), übersetzt und ergänzt von Phillipp (2012)“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:hayes, CC BY-SA 4.0

Schreiben enthält viele Teilprozesse, die eng miteinander verknüpft sind und oftmals mehrere Schleifen durchlaufen. Das Modell des Schreibforschers John Hayes stellt den Schreibprozess auf den folgenden drei Ebenen dar: Ressourcen, Prozesse und Kontrolle.


Schreibprozessmodell

Das Schreibprozessmodell nach Hayes

Zitiervorschlag: Grafik „Schreibprozessmodell“ von Hayes (2012), übersetzt und ergänzt durch Philipp (2012). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:hayes, CC BY-SA 4.0

Im Zentrum des Modells von Hayes steht die Ebene der Prozesse. Sie beinhaltet die zentralen Schreibprozesse, nämlich Planen, Verschriften und Überarbeiten. Auf der Prozessebene unterscheidet das Modell nochmal zwischen inneren und äußeren Faktoren. Die inneren Faktoren setzen sich aus vier Bausteinen zusammen, die wie eine Art Team gemeinsam arbeiten. So generiert der Vorschlager Ideen für den Text, der Übersetzer wandelt diese in konkrete Formulierungen um, der Verschrifter überführt sie in Schrift und der Evaluator überwacht den gesamten Prozess. Neben inneren Faktoren gibt es auf der Prozessebene auch noch äußere Faktoren, die sogenannte Aufgabenumgebung. Dabei spielen die Aufgabenmaterialien wie der Schreibauftrag, Bilder, etc. vor allem für das Generieren von Ideen eine wichtige Rolle. Weitere Faktoren, die den Schreibprozess beeinflussen, sind das Schreibmedium (Stift, Tastatur, etc.), der bislang verfasste Text, sowie Kritiker und Kooperateure z. B. in Form von Unterstützung oder Kritik von Seiten der Lehrperson.

Das Team auf der Prozessebene kann aber nur arbeiten, weil es auf die Ebene der Ressourcen zurückgreifen kann. Diese beschreibt die Kompetenzen, die die schreibende Person mitbringt und die den Schreibprozess nachhaltig beeinflussen, z.B. auf welches Weltwissen der Vorschlager im Langzeitgedächtnis zurückgreifen kann, oder wie gut das Arbeitsgedächtnis neue Informationen und Ideen verarbeitet, verfügbar hält und mit themenspezifischem oder sprachlichem Wissen aus dem Langzeitgedächtnis verknüpft. Die Aufmerksamkeit steuert den Abgleich der generierten Ideen mit dem bislang verfassten Text und neuen Ideen. Die Lesekompetenz beeinflusst wiederum die Überwachung des bisher Geschriebenen sowie das Verständnis des Arbeitsauftrags.

Auf der Ebene der Kontrolle setzt die Motivation den Prozess des Schreibens in Gang. Die Zielsetzung unterstützt etwa durch einen Schreibplan, der im Arbeitsgedächtnis aufrechterhalten wird oder auch schriftlich fixiert sein kann. Außerdem ist dort sämtliches Wissen zu schriftlichen Textformen verortet.


Ergänzung zum Schreibprozessmodell

Die aktuelle Schreibdidaktik nimmt besonders die Förderung der Schreibflüssigkeit mit den Teilkomponenten Transkriptions- und der Formulierungsflüssigkeit in den Fokus. Aktuelle Forschungen zeigen, dass erst durch eine ausreichende Automatisierung dieser basalen Prozesse kognitive Kapazitäten für komplexere Schreibprozesse wie Planen oder Überarbeiten von Texten frei sind Die Schreibflüssigkeit gilt daher als ein zentrale Voraussetzung und Gelingensfaktor für hierarchiehöhere Schreibprozesse (vgl. Sturm, 2017).

Schreibkompetenz nach Sturm

Zitiervorschlag: Grafik „Schreibkompetenz“ nach Sturm et al. (2017). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:hayes, CC BY-SA 4.0

Das Schreibprozessmodell nach Hayes

Zitiervorschlag: Grafik „Schreibprozessmodell“ von Hayes (2012), übersetzt und ergänzt durch Philipp (2012). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:hayes, CC BY-SA 4.0


Literatur

Philipp, M. (2012). Wirksame Schreibförderung. Metaanalytische Befunde im Überblick. Didaktik Deutsch: Halbjahresschrift für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, 17 (33), 59-73.

Sturm, A., Nänny, R., Wyss, S. (2017). Förderung hierarchieniedriger Schreibprozesse. In: Philipp, Maik (Hg.): Handbuch Schriftspracherwerb und weiterführendes Lesen und Schreiben. Weinheim: Beltz.S. 266 – 284


Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg