Zitiervorschlag: Kopp, S. (2025). „Emergent Literacy“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:lesen_schreiben:erweitertes_lesen_emergent, CC BY-SA 4.0
Emergent Literacy beschreibt Erfahrungen und Einsichten, die dem Lesen und Schreiben vorausgehen. Zentral für das Konstrukt der Emergent Literacy ist die Auffassung, dass Verstehen, Lesen und Schreiben sich gleichzeitig entwickeln und sich beeinflussen. Somit liegt keine Auffassung von sich stufenweise entwickelnden Fähigkeiten vor.
Die Emergent-Literacy und deren Weiterführung im Merge-Modell für unterstützt kommunizierende Kinder grenzt sich bewusst davon ab, erst das Deuten von Symbolen zu üben und dann Schrift anzubieten. Es geht von Beginn an darum, Schrift in ihrer Vielfältigkeit zu bearbeiten.
Das bedeutet zudem, dass es keiner Voraussetzungen bedarf, um Literacy-Angebote zu unterbereiten: Vorlesen, Umgang mit Stiften, mit dem Namen beschriften, Hörbücher, gemeinsames Schreiben etc. Erfahrungen mit der Funktion von Schrift als auch mit der Form von Schrift beschreibt die Emergent-Literacy als gleichbedeutend. Diese Auffassung kommt zentral im Bereich der Textproduktion zum Tragen.
Kinder müssen demgemäß nicht zwingend sprechen oder selbst nach Büchern oder Stiften greifen bzw. mit ungeteilter Aufmerksamkeit zuhören können, um in den Genuss der genannten Angebote zu kommen. Das Umfeld bietet vielfältige und täglich wiederkehrende Möglichkeiten mit Schrift an und schafft so den Raum bedeutsame Erfahrungen mit Verstehen, Lesen und Schreiben zu machen.
Es muss allerdings kritisch angemerkt werden, dass es verschiedene Lese- und Schreibarten gibt, die lebenslang von allen angewandt werden. Aus diesem Grund muss das Konstrukt der Emergent-Literacy in der Didaktik durch andere Modelle ergänzt werden, welche auch Ikone und Symbole einbeziehen.
Köb, Stefanie / Terfloth, Karin (2024). Grundlagen des Schriftspracherwerbs aus der Perspektive des sonderpädagogischen Schwerpunkts Geistige Entwicklung.
Stefanie K. Sachse (2022). Das Merge-Modell beim Schriftspracherwerb. Eine Zusammenführung verschiedener Perspektiven. Zeitschrift für Heilpädagogik 73., 2022. Seite 273-283.
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg