Modell zur Kommunikationsentwicklung nach Rowland
Zitiervorschlag: Stecher, M. (2022): „Modell zur Kommunikationsentwicklung nach Rowland.“ Abgerufen von URL:https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:kommunikation:rowland, CC BY-SA 4.0
Betrachtet man die aktuell diskutierten Modelle zur Kommunikationsentwicklung, zeigt sich, dass diese in der Regel von folgenden, drei aufeinanderfolgenden Phasen ausgehen (Scholz & Stegkemper 2022):
Eine vorintentionale bzw. vorkommunikative Phase (Kinder erkennen noch nicht, dass sie mithilfe von Signalen in ihrer Umwelt etwas bewirken können)
Eine Phase intentional-vorsymbolischer Kommunikation (Kinder kommunizieren bereits zielgerichtet, jedoch noch ohne die Nutzung von Symbolen)
Eine Phase intentional-symbolischer Kommunikation (Kinder kommunizieren mittels konkreter oder abstrakter Symbole (Sprache, Gebärden, Piktogramme)
Im Folgenden werden diese drei Phasen anhand des Entwicklungsmodells von Rowland (2011) detaillierter dargestellt:
Entwicklungsmodell nach Rowland
Rowland (2011) unterscheidet in seinem Modell zur Kommunikationsentwicklung folgende sieben Phasen (Scholz & Stegkemper 2022):
Phase 1: Vorintentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation
Phase 2: Intentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation (das
Phase 3: Unkonventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
Phase 4: Konventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
Phase 5: Konkrete Symbole – symbolische Kommunikation
Phasen 6 und 7: Abstrakte Symbole – symbolische Kommunikation und Sprache
Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend. Verhaltensweisen, die in einer früheren Phase im Zentrum der Entwicklung standen, können auch in späteren Phasen gelegentlich noch gezeigt werden.
Phase 1: Vorintentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation
Die kindlichen Verhaltensweisen sind noch eher reaktiv oder reflexhaft.
Das Kind hat noch keine Vorstellung davon, was es ausdrücken möchte bzw. dass es sich überhaupt ausdrückt.
Die kindlichen Verhaltensweisen werden von den Bezugspersonen interpretiert (z. B. als Ausdruck von Grundbedürfnissen wie Hunger und Durst), die Bezugspersonen reagieren entsprechend.
Phase 2: Intentionale Verhaltensweisen – vorintentionale Kommunikation
Das Verhalten des Kindes ist jetzt intentional, also zielgerichtet, z. B. schreit das Kind, weil es Hunger hat.
Dieses Verhalten ist noch nicht bewusst kommunikativ, d. h. das Kind weiß noch nicht, dass es den Kommunikationspartner dazu bringen kann, ihm z. B. Essen zu geben. Aufgrund der konsequenten kommunikativen Interpretation der Bezugspersonen erlernt das Kind den Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und der Reaktion der Umwelt.
Phase 3: Unkonventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
Die kindlichen Verhaltensweisen sind nun bewusst kommunikativ, d. h. das Kind versucht, das Verhalten seiner Kommunikationspartner bewusst zu beeinflussen.
Die Kommunikation verläuft jedoch noch unkonventionell, d. h. das Kind verwendet Zeichen, die keiner Konvention folgen.
Phase 4: Konventionelle Kommunikation – intentionale vorsymbolische Kommunikation
Das Kind nutzt konventionelle, sozial bekannte Zeichen.
Das Kind kann seine Aufmerksamkeit nun auf eine:n Kommunikationspartner:in und einen Gegenstand lenken.
Intuitiv wird das Herstellen gemeinsamer Aufmerksamkeit von den Kommunikationspartner:innen sprachlich begleitet.
Phase 5: Konkrete Symbole – symbolische Kommunikation
Das Kind nutzt konkrete Symbole, die eine hohe Ähnlichkeit mit dem jeweiligen Bezugsobjekt aufweisen (sog. „Stellvertreter“). Diese Stellvertreter gibt es in unterschiedlichen Modalitäten: Laute (z. B. „Wauwau“ für Hund), Gesten/Gebärden (z. B. als Aufforderung sich zu setzen wird mit der flachen Hand der Stuhl berührt), piktografische Repräsentationen (die Zeichnung eines Gegenstandes steht für den Realgegenstand).
Phasen 6 und 7: Abstrakte Symbole – symbolische Kommunikation und Sprache
Das Kind nutzt abstrakte Symbole, zunächst einzeln (Phase 6) und später in regelgeleiteter Kombination (Phase 7).
Im Gegensatz zu den in Phase 5 genutzten konkreten Symbolen weisen die nun verwendeten Symbole (Sprache, Gebärden, Piktogramme) i. d. R. keine Ähnlichkeit mit dem Realgegenstand auf.
Literatur
Rowland, C. (2011). Using the Communication Matrix to Assess Expressive Skills in Early Communicators. Communication Disorders Quarterly 32 (3)
Rowland, C. (2015). Die Kommunikationsmatrix. Deutsche Übersetzung: Scholz, M. & Jester, M.: https://communicationmatrix.org/Content/Translations/Communication_Matrix_German_FINAL.pdf
Scholz, M. & Stegkemper, J. (2022). Unterstützte Kommunikation: Grundfragen und Strategien. München: Ernst Reinhardt
Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg