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Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)

Zitiervorschlag: Brandstetter, R. (2016). „Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)“. Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:grundlagen:ileb, CC BY-SA 4.0

Die Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB) meint die an den individuellen Bedürfnissen und Potenzialen von jungen Menschen mit Behinderungen, Beeinträchtigungen und Benachteiligungen ausgerichtete professionelle Steuerung des Zusammenspiels von sonderpädagogischer Diagnostik, kooperativer Bildungsplanung, individuellem Bildungsangebot, Leistungsfeststellung und der kontinuierlichen Dokumentation dieses Prozesses.

Im Zentrum aller Überlegungen steht dabei der junge Mensch.


Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)

Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)

Zitiervorschlag: Grafik „Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)“ von Staubitz, P. & Albrecht, C. (2024) nach Burghardt, M. & Brandstetter, R. (2008). Abgerufen von URL: https://wsd-bw.de/doku.php?id=wsd:grundlagen:ileb, CC BY-SA 4.0


Ausgehend von seinen Talenten, Interessen, Bedürfnissen und Potenzialen sollen in einem kooperativen Abstimmungsprozess von Lehrkräften, anderen Fachkräften, Eltern und - je nach Möglichkeit - dem jungen Menschen selbst individuelle Bildungsangebote innerhalb und außerhalb von Kindergarten, Schule und beruflichen Bildungsangeboten entwickelt werden, die ein Höchstmaß an Aktivität und gesellschaftlicher Teilhabe zum Ziel haben.

ILEB ist kurz gesagt die Idee, Bildungsangebote „vom Kind zum Programm“ zu denken. Der Einstieg in den spiralförmigen ILEB-Prozess ist dabei in der Regel die sonderpädagogische Diagnostik. Sie verfolgt zum einen das Ziel, den Lern- und Entwicklungsstand des jungen Menschen umfassend zu erheben, zum anderen unternimmt sie den Versuch, mögliche Barrieren zu eruieren, die eine optimale Entwicklung verhindern könnten. Behinderung, Beeinträchtigung und Benachteiligung wird so analog zur Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF-CY) als ein kontextabhängiges und mehrdimensionales Phänomen betrachtet.

Sowohl in inhaltlich-fachlicher als auch organisatorisch-struktureller Hinsicht kommt ILEB noch eine weitere Funktion zu. ILEB fungiert gleichermaßen auch als ein Instrument der Qualitätssicherung sonderpädagogischer Arbeit.

Deshalb sind den fünf ILEB-Bausteinen folgende Qualitätsmerkmale zugeordnet:


Qualitätsmerkmale der ILEB-Bausteine

Sonderpädagogische Diagnostik- gibt Auskunft über Stärken, Talente und Fähigkeiten.
- bildet ab, was bisher gelernt wurde.
- beschreibt, was als nächstes gelernt werden kann.
- berücksichtigt und reflektiert Lern- und Verhaltensbeobachtungen.
- legt ausgewählte standardisierte und informelle Verfahren zugrunde, die auf die diagnostische Fragestellung bezogen sind.
- bezieht die Wahrnehmungen des jungen Menschen von sich selbst, von Erziehungsberechtigten und weiteren Beteiligten ein.
- erhebt, welche Barrieren im Umfeld gegeben sind.
- ist theoriegeleitet.
- ist wissenschaftlich fundiert.
Kooperative Bildungsplanung- ist ein ständiger Abstimmungs- und Entscheidungsprozess mit dem jungen Menschen, seinen Erziehungsberechtigten, Lehrkräften und weiteren Beteiligten.
- verläuft dialogisch.
- geht von vorhandenen Kompetenzen aus.
- baut auf den vorhandenen Ressourcen von Schule, Familie und im Umfeld auf.
- zeichnet sich durch konkrete und einvernehmlich vereinbarte und überprüfbare Ziele aus.
- regelt die Zuständigkeit für die vereinbarten Maßnahmen und Angebote.
- wird dokumentiert.
Individuelle Bildungsangebote- berücksichtigen unterrichtliche und außerunterrichtliche Handlungs- und Erprobungsfelder.
- streben realistische Ziele an.
- eröffnen Zugang zu entwicklungsförderlichen Lebensräumen.
- werden von allen Beteiligten anteilig organisiert und verantwortet.
- werden regelmäßig auf ihre Sinnhaftigkeit hin überprüft.
Leistungsfeststellung- ist kompetenzorientiert.
- gibt Auskunft über das erreichte Kompetenzniveau.
- wird in alltagsbezogenen und lebensnahen Situationen durchgeführt.
- wird regelmäßig reflektiert.
- ist Anlass für die Fortschreibung von Zielvereinbarungen.
- ist Grundlage für die kooperative Bildungsplanung.
Dokumentation- erfolgt regelmäßig.
- ist adressat:innenbezogen.
- bildet die Entwicklungsgeschichte und die Lernbiographie regelmäßig ab.
- stellt die Ergebnisse der kooperativen Bildungsplanung über die gesamte Schulzeit hinweg dar.
- ist für alle Beteiligten nachvollziehbar.
- ist in Bezug auf die ausgewählten Formate in Umfang und Form bearbeitbar.
- hat einen ständigen Verwendungsbezug und dient als Grundlage für die regelmäßige Verständigung zwischen allen Beteiligten.
- ist Grundlage für die Planung und Durchführung der individuellen Bildungsangebote.

Die Qualitätsmerkmale fungieren als Orientierungspunkte für die Schulentwicklung und die Entwicklung der Alltagspraxis von Sonderpädagog:innen.


Literatur

Burghardt, M. & Brandstetter, R. (2008). Individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung: Aufgabe und Instrument der Arbeit an Sonderschulen. In vds, Landesverband Baden-Württemberg (Hrsg.), Pädagogische Impulse, 3/2008.


Layout und Gestaltung: Christian Albrecht, Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) Baden-Württemberg